Im Nebelwald

Im Wald. Im November. Es ist Nachmittag und der Wald voller Nebel. Schön eigentlich. Aber zuerst habe ich mich geärgert, als ich dort war.
Es war echt kalt und aus Bequemlichkeit hatte ich meine „richtige“ Kamera zu Hause gelassen, weil ich meine Hände in den Jackentaschen lassen wollte. Weil ich mit meinen eh schon klammen Fingern nicht auch noch am eisigen Kamerametall herumfummeln wollte. Ein Smartphone hatte ich in der Tasche und ein Smartphone ist zumindest warm. (Memme…)

Als die Zauberwelt des Nebelwalds mich umfing, habe ich dennoch fleißig mit dem Smartphone fotografiert und die Fotos sind sogar richtig gut geworden. Weil sie zudem nebelbedingt eher farbenlos waren, habe ich sie dann daheim noch im Smartphone in Schwarzweiß umgewandelt.

Hypocam statt Dunkelkammer

Die App Hypocam: Screenshot der „Gallery“

Für die SW-Umwandlung habe ich die App Hypocam genutzt (ist jetzt keine Werbung, aber hier dennoch der Link für iOS und der Link für Android). Leider gibt es davon keine Version, die auch im F-Droid-App-Store verfügbar wäre.

Hypocam ist eine tolle App für Schwarzweißfotografie mit dem Smartphone, die nachträgliche Bearbeitung erinnert mit ihren digitalen Filtersets an die Entwicklungsmöglichkeiten der guten alten Dunkelkammer.

Gute Bildergebnisse – aber umständlich und nicht umsonst

Allerdings ist das Händeln der vorhandenen Fotos schwer gewöhnungsbedürftig. Am einfachsten funktioniert die App noch, wenn man die Fotos direkt aus bzw. mit der App macht. Das mache ich allerdings eher ungern, weil ich lieber im Nachhinein entscheide, ob ein Foto wirklich gewinnt, wenn es in Schwarzweiß umgewandelt wird.

Möchte man Fotos aus der eigenen Fotogalerie mit Hypocam auf dem Handy umwandeln, muss man erst aus dem „Album“ (= eigene Fotogalerie – und warum heißt das dann nicht so?) ein Foto auswählen, um es sodann in die „Gallery“ (= hier ist der Arbeitsbereich der App gemeint) zu befördern. Erst dort kann man dann das Foto mit den SW-Filterpresets bearbeiten.

Warum dieser Umstand und diese Begriffsverwirrung – keine Ahnung. Das (farbige) Original bleibt so zwar immerhin erhalten, aber das hätte man auch weniger umständlich und mehr intuitiv lösen können. Mir geht es jedenfalls so, wenn ich die App länger nicht nutze, weiß ich immer erst nicht, wie ich die App bedienen muss, um zu meinen gewünschten Ergebnissen zu kommen.

Hypocam bringt eine große Anzahl an SW-Filtern und Texturen mit, die wirklich gut sind und dem Foto einen ganz eigenen Look und Charakter verleihen können. Leider gibt es das alles natürlich nicht umsonst: für die meisten interessanten Filtereffekte wird man zur Kasse gebeten.

Die angebotenen Filter-Packs tragen so klangvolle Namen wie „The Truth“, „Desert Sun“, „The Lost Path“ und „Urban Expression“ (klar – dieses Hipster Schlüsselwort „urban“ musste vermutlich sein). Zu erreichen sind die bereits in der App vorhandenen Filter nur über das „Einstellungen“-Symbol. Dieses ist total unscheinbar und nur sichtbar, wenn eine Datei ausgewählt ist. Also: wenig intuitiv das Ganze.

Nur der Zukauf von Filterpacks ist ziemlich intuitiv, weil immer durch ein Symbol am unteren rechten Rand der App sichtbar. Hier würde jeder arglose App-Novize jedoch das Anwenden bereits vorhandener Filterpacks vermuten. Stattdessen landet man jedoch wie gesagt bei den In-App-Käufen. Dort erlaubt immerhin eine Beispielreihe mit übrigens sehr professionellen und guten Fotos, den Effektpack vor dem potentiellen Kauf in der Bildwirkung ganz gut einzuschätzen.
Nun gut, ein paar davon habe ich mir geleistet. Und alle braucht man nicht, dafür liegen die Bildergebnisse oft auch zu nah beieinander.

Fazit: Hypocam setzt Fotos erstklassig schwarzweiß um – die Bedienung schwankt aber leider zwischen eigenwillig, kontraintuitiv und verworren.

Hier nun die Ergebnisse (Filterpack war irgendwas mit „L.A.“) – und ich finde, die Stimmung im Nebel kommt damit ganz gut rüber.
(Ein Klick auf das Vorschaufoto vergrößert.)

7 Kommentare zu “Im Nebelwald

  1. Hast mir heute das Leben gerettet… 🙂 Bin zufällig über Deinen Nebelwald gestolpert, als ich mal wieder am Scannen von Dias war, um diese irrsinnig viele Zeit durch Corona und andere Unannehmlichkeiten zu verkürzen. Hach, guck an, draußen ist Nebel, und nicht zu knapp – nu aber raus… und nimm die „richtige“ Kamera mit! :-))) Wobei, irgendwie ist ja etwas Wahres daran: Die beste Kamera ist die, die du dabei hast – und wenn es ein Smartphone ist. Hat seeeeeeeehr lange gedauert, bis ich das so vereinnahmt habe, wie ich es schreibe. Wobei – ich fotografiere nach wie vor NICHT mit dem Ding. Hat viele Gründe, die ich jetzt nicht aufzähle.
    Gott sei Dank war es gestern nicht ganz so kalt, und so blieben die Handschuhe zu Hause. 🙂 Erst einmal: Ja, Du hast schöne Ergebnisse abgeliefert… gefällt mir.. Obwohl… aber kannst ja mal bei mir gucken… 🙂

    1. Feine Fotos, Reinhard, in Deinem Blog! Sie haben mich sehr angesprochen, sehr stimmungsvoll, wunderbare Bildwirkung, die auch zeigt, warum sich ein gutes Objektiv und hochwertiges Equipment lohnt. Bei Dir werde ich sicher öfter vorbeischauen“

      Danke in jedem Fall für Deine Rückmeldung zu meinem Beitrag – und schön, dass er dich zu solchen Bildern „inspirieren“ konnte.

      LG Uli

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