Umwandlung in Schwarzweiß: Manche Motive gewinnen

Wenn ich die Gelegenheit habe, viel zu fotografieren, sind im Ergebnis immer eigentlich Fotos dabei, die irgendwie in die Kategorie „ganz nett“ fallen, aber auch irgendwie belanglos wirken. Mir tut es immer gut, gerade diese Fotos dann noch einmal aus einem gewissen Abstand zu sichten. Und oft sind gerade da Aufnahmen dabei, die meiner Meinung nach durch die Reduktion auf Schwarzweiß deutlich gewinnen und aus dem Schatten der Belanglosigkeit heraustreten.

Ich möchte hier einfach einige Foto-Beispiele bringen, die nach der Umwandlung in Schwarzweiß für mich deutlich gewonnen haben. Dazu stelle ich das farbige Ausgangsfoto neben die schwarzweiße Ausgabe.

Vorher aber noch kurz zur Technik. Manche Fotos wandle ich direkt im Smartphone in Schwarzweiß um. Dazu habe ich hier bereits Informationen in einem Artikel verbloggt.
Für manche Fotos nutze ich allerdings auch Software wie etwa Silver Efex aus der Nik-Collection von DXO oder ich wandle direkt RAW-Dateien in Gimp um. Wege zum schwarzweißen Foto gibt es viele, Olympus-Kameras bieten wie vermutlich viele Systemkameras auch einen direkten Schwarzweiß-Modus an, den ich aber selbst kaum verwende, weil ich individuell betonende „Handarbeit“ an meinen Fotos schätze und das Ausgabeergebnis nicht einer Automatik überlassen möchte. Kurz: automatische Schwarzweißausgabe eines Fotos ist mir oft zu flau im Ergebnis und oft eher grauweiß als Schwarzweiß. (Wobei die Kameras von Olympus auch eine sehr gute Anpassung des verwendeten Schwarzweiß-Modus zulassen, wie dieser Fotograf hier zeigt.)

Aber nun die Fotobeispiele. (Ein Klick auf ein Foto vergrößert.)

Kaktus: Detail

Kaktus/Detail (farbig) Kaktus/Detail (schwarzweiß)

Die Reduktion der Farbe verfremdet hier sehr schön das Detail-Foto eines Kaktus, den ich in einem dieser wunderbaren alten Pflanzenhäuser in der Stuttgarter Wilhelma (Zoo) aufgenommen habe.
Schwarzweiß meint man nächst so etwas wie „in Linie krabbelnde Spinnen“ zu erkennen. Für mich ist hier das monochrome jedenfalls das bessere, weil überraschendere Foto.

Bambus

Bambus (farbig)Bambus (schwarzweiß)

Dieses Foto entstand ebenfalls in der Stuttgarter Wilhelma. Neben der Umwandlung habe ich bei der sw-Variante auch noch eine Vignette bzw. Randabschattung gesetzt, um das Zentrum zu betonen. Dadurch wird das einzige gekrümmte Bambusrohr hervorgehoben. Die Reduktion der Farben macht die monochrome Bildvariante weniger unruhig, die dadurch für mich an Bildaussage gewinnt.

Taufkapelle

Taufkapelle St. Moritz/Augsburg (farbig)Taufkapelle St. Moritz/Augsburg (schwarzweiß)

Das Foto zeigt die moderne Taufkapelle in der St. Moritz-Kirche in Augsburg. Hier ist schon beim „farbigen“ Foto die Farbigkeit sehr reduziert vorhanden. Die monochrome Highkey-Umwandlung korrespondiert für mich sehr gut mit der reduzierten Farben- und Formensprache sowie auch der strengen Symmetrie der Kapelle. Auch hier überzeugt mich das schwarzweiße Ergebnis mehr als das ursprüngliche Foto. Mehr schwarzweiße Architektur-Fotos von mir gibt es hier.

Gorilla-Portrait

Gorilla-Portrait (farbig)Gorilla-Portrait (schwarzweiß)

Zum Schluss noch ein Foto, bei dem ich mir ehrlich gesagt nicht ganz sicher bin, welche Variante die „bessere“ ist.

Diese Gorilla-Dame in der Stuttgarter Wilhelma musste ich durch eine dicke Glasscheibe fotografieren, die das Freigelände von den Zoobesuchern trennt. Die dabei auftretenden, fast unvermeidbaren Reflexionen musste ich in der Bildbearbeitung schon beim farbigen Bild herausarbeiten. Insgesamt ist darum das Foto nicht super-scharf geworden.

Diese Tiere im Zoo zu sehen, macht mich immer traurig, wenngleich sich die Wilhelma rühmt, durch die Haltung zum Artenschutz beizutragen und sich redlich bemüht, den Besuchern diese wunderbaren Tiere mit vielen Informationen nahe zu bringen. Subjektiv wirkte diese Gorilla-Frau in ihrem Gehege aber doch irgendwie sehr „lost“ auf mich. Die schwarzweiße Foto-Variante gefällt mir hier besser, weil sie meinem subjektiven Gefühl von Traurigkeit näher kommt und das farbige Foto die Gefangenschaft des Tieres irgendwie auch wegmalt.

Fazit

Schwarzweiß hat neben einer gewissen Zeitlosigkeit durch die Reduzierung von Farbinformationen die Kraft, das Wesentliche besser konzentriert zu zeigen, grafische Elemente zu betonen, mit auch harten Kontrasten zu arbeiten und Motive überraschend zu verfremden. Durch all das verweilt der Blick vielleicht länger auf einem Foto, das in farbiger Ausgabe manchmal auch belanglos alltäglich wirken mag.

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